Archiv der Kategorie: 'Zum Nachdenken'

Guter Schein

Verbrochen von Herrn Olsen und zwar am 06|02|2012.

Entweder jemand sehr kluges oder ein mehrfach in den Brunnen gefallenes Kind hat einmal gesagt: „If You‚re Not Paying for It; You‚re not the customer. You‚re the Product„.
Zu deutsch „Wenn Du nicht dafür bezahlst bist Du nicht der Kunde – Du bist das Produkt“.

Gerne wird diese Weisheit im Zusammenhang mit Online-Datensammlern wie Google oder Facebook wiederkäut aber leider trifft sie auch auf die echte™ Welt zu.
In besonders perfider Form sogar an der Grundschule unseres Sohnes – und bestimmt nicht nur an dieser:

Gut(?)schein (Klick macht groß)

Was zunächst nach purer Wohltätigkeit des Duden-Verlages mit dem Ziel unsere Kinder schlauer zu machen aussieht entpuppt sich auf der Rückseite natürlich als die gängige Werbeadressenabgreiferei mit eingebauter Telefonbespammung.

Bei Unterschrift Werbeanruf (Klick macht groß)

Liebe inmediaONE GmbH,

vielen Dank für ihr Engagement.
Mein Sohn weiss jetzt, dass man im Leben selten etwas geschenkt bekommt.

 

 

„Bitte nicht hupen!“

Verbrochen von Herrn Olsen und zwar am 16|01|2011.

Also das muss mir jetzt mal jemand erklären.

"Bitte nicht hupen!"

"Bitte nicht hupen!"... (Klick macht groß)

Neinnein… nicht warum man den schlafenden Rechtsabbieger vor einem trotz grünen Pfeils und schnarchnasigen herumstehens an der Ampel nicht anhupen darf.
Das liegt ja auf der Hand: Schließlich zeigt der Pfeil Richtung Dorper Kirche. Und der gläubige Katholik Christ möchte auf keinen Fall in seiner Kontemplation gestört werden. Es sei denn durch infernalisch bimmelbammelbommelnndes Kirchenglockengeläut. Klar soweit.
Nein, ich möchte lediglich wissen, warum „Bitte nicht hupen!“ in Anführungszeichen steht.
Wörtliche Rede eines omnipotenten göttlichen Wesens?
Oder ist „Bitte nicht hupen!“ etwa ironisch gemeint?
Ist das überhaupt ein amtliches Verkehrszeichen?
Und wenn ja: Darf ein Verkehrszeichen überhaupt ironisch sein?
Fragen über Fragen.

Jugendfrei

Verbrochen von Herrn Olsen und zwar am 30|11|2010.

Es geht ein Aufschrei durch Blogsurdistan.
Ach was sag ich. Durch das ganze Internet!
Ab dem ErstenErstenZwoNullEinsEins muss nämlich jede Vereinshomepage, jedes Blog, jedes Forum und natürlich Omas Häkelseite „freiwillig“ eine Altersfreigabe und einen Jugendschutzbeauftragten haben.
(Mehr Infos hier).
Ich kennzeichne mein Blog also „ab 6″ und darf fürderhin nie wieder „ficken“ schreiben. (Bei „poppen“ herrscht aber wohl noch ein gewisser Auslegungsspielraum.)
Warum das schlimm ist?
Atmete man als Betreiber einer Web-Präsenz bislang nur mit einem Lungenflügel gesiebte Luft, steht man aufgrund der neuen Anforderungen, die sich aus dem JugenddingsbumsStaatsvertrag ergeben in Zukunft quasi mit beiden Beinen im Knast. Schneller als der deutsche Kadi dürften allerdings wieder die Horden von Abmahnanwälten sein, die zombiegleich aus ihren Kanzleien kriechen werden um jedes „ab 6″ – Blog nach Jugendgefährdung in Form von Beschimpfungen in den Kommentaren oder Shakiras rechter Pobacke in einem verlinkten Musikvideo zu durchsuchen und jeden Fund monetär zu ahnden. Alles zum Schutze der lieben Kleinen natürlich und nicht aufgrund der Verdienstausfälle, die sie den -mittlerweile im Urheberrecht einigermaßen firmen- Bloggern verdanken.

Und die Bild-„Zeitung“ darf natürlich weiterhin völlig unbehelligt ihren, nicht nur Jugend- sondern Menschengefährdenden,  Schwachfug absondern. Genau wie alle andere Online-Ausgabe ähnlicher  Revolverblätter. Für die Medienseiten gelten die Bestimmungen des JMStVs nämlich nicht.

Macht aber fast gar nix. Spätestens wenn der 6-jährige mit seinem neuesten Spruch, den er auf dem Schulhof aufgeschnappt hat, nach Hause kommt und dieser Spruch zufällig „Mister Boombastic, Pimmel aus Plastik“ lautet relativiert sich das ganze wieder.
Entweder das oder der Schulhof wird demnächst in Altersfreigabezonen unterteilt.

Und wozu das Ganze?
Weil man natürlich die Jugend schützen muss.
Der Staat muss die Jugend schützen, weil die Eltern nicht dazu in der Lage sind ihren Kindern das Denken, Abschätzen und Beurteilen beizubringen. Sie auf das Leben „da draußen“ (und dazu gehört auch das Internet) vorzubereiten.
Ein Armutszeugnis für unsere Familienpolitik.

If you’ve done nothing wrong…

Verbrochen von Herrn Olsen und zwar am 29|11|2010.

…you’ve got nothing to fear.

Diese Textzeile stammt aus dem Refrain eines Songs, den ich erst gestern zufällig mal wieder gehört habe.
Und sie fasst all das sinnentleerte Gesülze unserer Politiker zusammen die bislang der Meinung waren, dass man nichts zu befürchten habe so lange man ein unbescholtener Bürger ist.

Diese Binsenweisheit führt jetzt eine lustige Website namens „wikileaks“ so dermaßen ad absurdum, dass es mir die beinahe die Tränen der Schadenfreude in die Augen treibt, wäre es nicht so bitter ernst wie es ist.
(Wer nicht weiß, worum es dabei geht der klicke bitte hier.)
Es gibt einfach Dinge, die blieben besser verhüllt.
Ob es sich um die Kraterschenkel einer bekennenden Fastfood-Junkerette oder um den persönlichen Eindruck eines Diplomaten bezüglich eines Politikers handelt, spielt dabei aus meiner Sicht kaum eine Rolle.
Es ist gut, dass man den Menschen nur vor den Kopf gucken kann.
Es ist gut, dass es die Diplomatie gibt und dass man eben nicht von jedem die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit unverblümt an die Rübe geballert bekommt ohne danach gefragt zu haben.
Es gibt einfach Dinge, die gehen niemanden etwas an. Und dabei muss es sich nicht notwendigerweise um etwas Strafrechtlich relevantes handeln.
Wie ich über jemanden denke zum Beispiel.
Die Vorliebe des Vorstandsvorsitzenden für Damenunterwäsche.
Der Glaube des Volksschullehrers an das große Spaghettimonster.
Dass die engagierte Karriere-Endvierzigerin immer noch mit Ihrem Teddy knuddelt.
Der Mensch vermischt all zu gerne Dinge, die nichts miteinander zu tun haben zu einem Gesamturteil über eine bestimmte Person, eine Personengruppe, ein Volk…
Das alte Problem von Korrelation und Kausalität.
Sind schon viele dran gestorben.

Nein. Ich möchte nicht alles über jeden wissen (können).
Ich will auch nicht, dass jemand alles über mich wissen könnte.
Ich steh‘ auf Privatsphäre und darauf nur das preis zu geben, was ich will. Und ich hab keine Leiche im Keller und keinen Sprengstoff daheim.

Achso… hier noch der Song:
YouTube Preview Image

Scharf, ey!

Verbrochen von Herrn Olsen und zwar am 24|11|2010.

Vermutlich wird über kein fotografisches Thema mehr diskutiert als über die Schärfe. Schärfen scheint sowas wie der heilige Gral der Digitalfotografie zu sein. Es wundert einen, dass es noch keine VHS-Kurse für rituelles Schärfen, Mondphasenabhängiges Schärfen oder Schärfen mit Schüsslersalzen gibt.
Unzählige, bisweilen esoterisch anmutende Tutorials drehen sich nur um das eine Thema: Wie quetsche ich auch noch den letzten Kantenkontrast aus den Fotos von Oma Hildes letztem Tanz-Tee?

ZWILLING Twin Cermax

Höllisch Scharf und Made in Solingen (Klick macht groß)

Und es stimmt: Schärfen ist wirklich eine Wissenschaft für sich.
(Allerdings nicht so schwierig wie Quantenmechanik)

(mehr …)

Die Sache mit dem Terror

Verbrochen von Herrn Olsen und zwar am 20|11|2010.

Terrorismus ist eine schlimme Sache.
Unschuldige Menschen sterben. Kinder verlieren ihre Eltern, Eltern ihre Kinder. Frauen verlieren ihre Ehemänner, Männer ihre Ehefrauen. Helfer kommen ums Leben oder werden verletzt. Da gibt es nichts dran zu deuteln. Unter terroristischen Anschlägen leiden in erster Linie Unbeteiligte. Und außer, dass bei Anschlägen auch immer wieder ein paar hirnlose Selbstmordattentäter das Zeitliche segnen kann man dem ganzen selbst als zynischster Sarkast kaum etwas positives abgewinnen.

Die Angst vor dem Terrorismus hingegen ist keine ganz so schlimme Sache.
Sicher. Die Bevölkerung bekommt Angst. Sie sorgt sich darum, möglicherweise Opfer eines terroristischen Anschlags zu werden. Trotzdem raucht die Bevölkerung. Manchmal setzt sie sich besoffen ans Steuer, hat 120 Kilo Übergewicht oder fährt Motorrad. Alles dumme Angewohnheiten die mit wesentlich höherer Wahrscheinlichkeit zum eigenen Tode wenn nicht sogar dem Tod anderer führen können als alle terroristischen Anschläge zusammen.
Aber für die Bekämpfung der Angst braucht man die richtigen Tools. Nacktscanner. Massenspeicher für Daten, die bevorratet werden müssen. Waffen. Kevlarwesten. Man braucht die Manpower, um auch am kleinsten Vorstadtbahnhof noch Präsenz zu zeigen. Man braucht Infrastruktur, Radar-Satelliten und Auslandseinsätzte.
Die Angst vor dem Terror ist ein Multi-Milliarden-Euro-Geschäft mit Tausenden von Arbeitsplätzten, die daran hängen.
Und gerade jetzt, wo in Hamburg die Innenminister herbstlich konferieren, ist von einer konkreten Gefährdung die Rede. So konkret, dass zwar niemand weiß wo, wie und wann – aber dass… das ist ganz unbestritten. Vielleicht schon morgen. Oder Übermorgen. Hauptsache man bekommt noch ein paar verfassungsrechtlich bedenkliche Hirnfürze durch. Im Namen der Sicherheit.

Spätestens wenn -Gott bewahre- die ersten 10 Millionen Niederländer wegen des Klimawandels ersaufen wird vielleicht auch dem dämlichsten Politiker aufgehen, dass der Terrorismus ein schlechter Witz ist, verglichen mit dem, woran die Menschheit in Zukunft noch viel derber zu knabbern haben wird.

Reibungshitze

Verbrochen von Herrn Olsen und zwar am 21|10|2010.

Ehrlich, wenn man aus der ganzen Reibungshitze die beim täglichen über-den-Tisch-ziehen von „Verbrauchern“ Strom gewinnen könnte: Unsere Energieprobleme wären auf ewig gelöst.

Dass mit Eigenschaften, die das Produkt sowieso besitzt oder eben nicht besitzt ordentlich Werbung gemacht wird scheint mittlerweile zum Standardrepertoire der Werbefuzzies zu gehören. Selbstverständlichkeit als Feature. Tautologie als Alleinstellungsmerkmal.
Gummibärchen enthalten kein Fett. Wow!
Natürlich nicht. Es ist ein Gelatineprodukt. Es enthält Gelatine. Gemahlene Tierknochen. Und Zucker. Nicht zu knapp. Aber Zucker ist ja nicht so schlimm wie Fett und das obwohl Fett nicht die Zähne kaputt macht.

Wie ich darauf komme?
Als die Frau Olsen nach ihrem kleinen Mißgeschick heute auf der Suche nach einem neuen Schutzglas für die Aquariumleuchte war erzählte man ihr doch allen Ernstes, dass man dafür kein normales Glas nehmen könnte. Da wäre ein spezieller UV-Schutz nötig. UV-Schutz, hm? Wie war das nochmal? Warum werde ich drinnen nicht braun, auch wenn mir von draußen die Sonne durchs Fenster auf die Marmel brennt?

Genau so gut könnte man Bier mit „flüssig“ bewerben. Besser noch mit „Jetzt noch flüssiger!“.
Oder Shampoo mit „Macht ihr Haar sauber!“
Wie wär’s mit „Dieses Auto enthält kein Plutonium.“ oder „Ohne Tierversuche!“ bei einem Gurkenhobel?

Ilse, übernehmen sie!

Überraschungsei mit Dotter

Ohne Konservierungsstoffe (Klick macht groß)

Nachtrag: Ich sehe gerade,  dass eines meiner Lieblingsblogs in nahezu die gleiche Kerbe schlägt.

Blätterfalljahreszeit

Verbrochen von Herrn Olsen und zwar am 08|10|2010.

Ich mag den Herbst nicht.
Weil der Sommer vorbei ist.
Weil ich mir Gedanken über Winterreifen, Heizkosten und darüber machen muss, ob es für den Hoodie noch zu warm und das T-Shirt schon zu kalt ist. Darüber wo ich die Fahrradhandschuhe hingelegt habe und ob ich noch genug Sinupret für die ganze Familie im Haus hab.

Ich mag den Herbst nicht.

Ich mag den Herbst.
Wegen seiner Farben.

Herbstblatt - die Farben des Herbstes

Die Farben des Herbstes - (Klick macht groß)

Was Kunst ist… oder zumindest sein könnte

Verbrochen von Herrn Olsen und zwar am 26|09|2010.

Ich hatte ja unlängst bereits erzählt, dass ich mit dem Begriff „Kunst“ nicht eben viel anfangen kann. Mein Begriff von Kunst basierte bislang auf von mir selbst zurecht gedeichselten Merkmalen (siehe hier).

Als Michael Weyl vorgestern auf der Photokina das Emulsion-Lifting eines Polaroids vorführte erwähnte er beiläufig einen interessanten Aspekt: Der Künstler hat in der Regel keine UNDO-Taste. Einen Mechanismus, der einen Arbeitsschritt derart rückgängig macht als sei nichts geschehen.

Michael Weyl führt den Emulsions Lift vor

Emulsions-lifting Technik - vorgeführt von Michael Weyl (Klick macht groß)

Die Lightroom und Photoshop-Cracks sprechen in dem Zusammenhang von der „zerstörungsfreien“ Bildbearbeitung.
Bezeichnender Ausdruck…

Zwar können auch Maler einen Bleistiftstrich ausradieren, Bildhauer zu viel abgetragenes Material wieder ankleben – eines unterscheidet sie dennoch von uns digitalen „Künstlern“ – Das Werk sieht nach einem Analog-Undo nie wieder exakt so aus wie vorher. You cannot unplay a note.

Vielleicht ist das ein Merkmal der Kunst? Dass es kein „Zurück“ gibt? Dass einmal getanes in das Werk einfließt, auch wenn es nicht 100%ig so beabsichtigt war? Eine gewisse „Unvollkommenheit“? Der Faktor Zufall?
Könnte eine Rolle spielen. Der Ansatz gefällt mir.
Wäre eine interessante Herausforderung, eine Zeit lang keine Undo-Funktion zu nutzen.

Der fertige Emulsions-Lift

Der fertige Emulsions-Lift (Klick macht groß)

Was meint die mitlesende Künstler-Fraktion? Ist das ein Ansatz? Oder verzapfe ich hier gerade groben Unfug?

Ich nehme noch Wetten an

Verbrochen von Herrn Olsen und zwar am 25|09|2010.

Als Solinger ist man besonders gut beraten, wenn man einen gewissen „Bernd-Das-Brot“chen Pessimismus an den Tag legt. Getreu dem Motto: „Alles ist wie immer – nur schlimmer.“ Besonders in leicht überregionalen Angelegenheiten liegt man damit erstaunlich oft goldrichtig.
Die in-Schutt-und-Asche-Legung einer bekannten Solinger Immobilie geht jetzt bereits in ihr zweites Jahr und noch erfreut sich besagtes Turmhotel besten Leerstandes.
Die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands ist mittlerweile so altersschwach, dass der darüber verkehrende ÖPNV diese nur noch im Kriechgang befahren darf und knapp ein halbes Jahr nach dieser „reinen Vorsichtsmaßnahme“ unterzieht man die alte Dame nun ein paar Belastungstests.

Belastungsmessung an der Müngstener Brücke

Kein Sprengstoff - Messonden am Tragwerk der Müngstener Brücke (Klick macht groß)

Ich wette, dass nach der Auswertung kein Schienenfahrzeug mehr die Müngstener Brücke überqueren darf. Da bin ich Pessimist. Aber wie sagt man so schön: „Pessimisten sind nur gut informierte Optimisten.

Müngstener Brücke

Farblich stimmig - rostiger Stahl und goldener Herbst. (Klick macht groß)


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