Von der Unsicherheit verwirrter Hobbyknipser

Verbrochen von Herrn Olsen am 03|05|2010

Als jemand, der ganz gerne mal durch die Foto-Foren zieht könnte ich den Eindruck gewinnen, die Welt der Fotografie bestünde zu einem nicht unerheblichen Teil nicht etwa aus Hobbyknipsern sondern aus professionellen Himmelsbeobachtern oder Betreibern von Hightech-Spionage-Satelliten. Allzu oft liest man von Frontfocus, Backfokus und Linse im Lokus. Immer garniert mit dicken Fragezeichen – auf dass es einem die Foren-Profis entweder bestätigen oder den Eindruck des minderwerigen Equipments auf immer zerstreuen.

„Ist mein Objektiv wirklich scharf???“

„In der 12000% Ansicht sehe ich CAs. Garantiefall?“

„Ist die leichte Verzeichnung bei meinem Fisheye normal?“

„Ich sehe tote Pixel.“

Die geballte Unsicherheit wird zur Untermauerung der dargelegten Zweifel dann noch mit Bildern garniert, die nur mit viel Wohlwollen als vorzeigbare Fotografien bezeichnet werden können, falls es sich nicht ohnehin um die quasi-obligatorischen Moiré-Muster, Siemenssterne und Test-Farbkleckse zweifelhafter Herkunft handelt.

Pinke Blüte

Nicht perfekt - aber besser als jedes Testchart (Klick macht groß)

Nach dem Klick gibt’s hier meine persönlichen Tipps für verunsicherte Hobbyknipser:

  1. „Mein Objektiv ist nicht scharf!“
    Doch! Du hast verwackelt. Du hast falsch fokussiert. Dein Motiv ist aus dem Schärfebereich gehoppelt (passiert gerne bei Makros oder extrem kleiner Blende (und damit meine ich eine große Blendenöffnung, siehe hier). Du knipst mit ISO 3200 oder höher. Du benutzt einen Servo-AF-Modus und dein Objektiv war gerade noch nicht so weit.
  2. „Mein Objektiv hat fürchterliche CAs!“
    Stimmt. Hör auf schwarz-weiße Testcharts zu knipsen. Wenn’s dich dann immer noch stört rechne sie mit der Bildbearbeitung deiner Wahl einfach raus.
  3. „Mein Objektiv verzeichnet ganz dolle doll (schnief).“
    Das ist bei einem 14mm Weitwinkel am Vollformat kaum zu vermeiden. Knipse weniger Kreuzworträtsel und mehr romantische Sonnenuntergänge. Stört’s dich dann immer noch rechne die Verzeichnungen raus.
  4. „Ich habe einen toten Pixel gefunden!“
    Sei froh, dass es nur einer ist. Normalerweise gibt es davon etliche auf deinem Sensor. Und mit der Zeit werden es sogar noch mehr. Gräme dich nicht. Sobald du aufhörst einfarbige Testseiten zu knipsen fällt das kaum noch auf. Stört er dich dennoch kannst Du ihn wegstempeln.Vielleicht kann deine Kamera das sogar automatisch.
  5. „Meine Bilder sind flau.“
    Kauf dir eine Streulichtblende. Benutze sie.
  6. „Meine Bilder sind immer noch flau“
    Das liegt nicht an deiner Kamera. Die Welt ist von Natur aus flau. Mal mehr mal weniger. Liegt an der Atmosphäre. Unser Gehirn nimmt das auf Bildern leider stärker wahr als in Wirklichkeit. Außerdem steht deinem Display nur eine eingeschränkte Dynamik zur Verfügung. Das verstärkt den flauen Eindruck noch. Spiel ein wenig an der Gradationskurve und der Farbsättigung dann wird das besser. Alternativ: Fertige deine Fotografien auf einem Planeten ohne Atmosphäre an oder sorge dafür, dass zwischen Dir und deinem Motiv möglichst wenig Atmosphäre ist.
  7. „Meine Bilder sind langweilig. Da muss etwas kaputt sein.“
    Sobald du aufhörst, Testbilder zu knipsen wird das schlagartig besser. Sobald du anfängst Spaß am knipsen zu haben verbessern sich deine Bilder noch weiter.

Natürlich versucht einem der Hersteller immer wieder einzureden, dass man noch besseres, teureres Material braucht um bessere Bilder zu schießen. Hätte  ich diesen Gedanken permanent im Hinterkopf  – mir wäre die Lust am knipsen schon lange vergangen.

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